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Das Fürstbistum Ermland unter polnischen Bischöfen

Der erste "polnische" Fürstbischof Ermlands

Trotz der Regelungen im 2. Vertrag von Petrikau (1512), nach denen der Kandidat für das Bischofsamt Mitglied des Domkapitels und im Preußenland geboren sein sollte, setzten die polnischen Könige ihre Wunschkandidaten durch. So wurde Stanilaus Hosius, als Sohn deutscher Eltern in Krakau geboren, der erste "polnische" Fürstbischof Ermlands (1551-1579). Er beherrschte noch beide Sprachen, die polnische und die deutsche. Seine Nachfolger von 1579-1795 waren gebürtige Polen und verstanden die Sprache ihrer Diözesanen kaum. Auch im Domkapitel war die Mehrzahl der Mitglieder polnischer Herkunft. Unter diesen Bischöfen gab es bedeutende Männer, die viel für die Kirche im Ermland getan haben. Die Hosius, Kromer und Rudnicki waren eifrige Verfechter der katholischen Lehre und haben religiöse Leben im Ermland erneuert. Auch die Kirchen sind in ihren Amtszeiten erneuert oder gebaut worden. So ist auch die Kirche in Lautern, die 1550 durch Brand zerstört worden war, nach ihrer Neuerrichtung am 18. April 1580 von Bischof Martin Kromer zu Ehren der hl. Maria Magdalena konsekriert worden.

Das mehrheitlich polnische Domkapitel des Hochstiftes Ermland erbringt 1724 in einer Denkschrift den Nachweis, dass das Ermland zum "Heiligen Römischen Reich deutscher Nation" gehört. Dies sind Beweise dafür, dass auch während der Zeit der polnischen Bischöfe die deutsche Sprache und Kultur lebendig geblieben ist.

Die polnischen Bischöfe widersetzten sich auch allen Bestrebungen, das Bistum Ermland in die polnische Kirchenprovinz Gnesen einzugliedern und verteidigten die unmittelbare Zuordnung zur römischen Kurie, nachdem das Erzbistum Riga 1566 unterging und somit das Bistum Ermland de facto exemt war; d.h. keiner Kirchenprovinz angehörte. Im 17. Jahrhundert vermochten die ermländischen Bischöfe wieder ihre Jurisdiktion über die Grenzen ihres weltlichen Territoriums zu erweitern. Bischof Rudnicki erreichte 1612 die Restitution der Pfarrkirche St. Nikolai in Elbing und erlangte ferner in den Lehnsverträgen von 1605 und 1611 zwischen dem polnischen König und dem Herzog von Preußen, dass den Katholiken im Herzogtum Preußen die freie Religionsausübung ermöglicht wurde. Von einer wirklich freien Religionsausübung kann allerdings über zwei Jahrhunderte keine Rede sein; denn die Katholiken im Herzogtum Preußen - seit 1701 Königreich Preußen konnten keine öffentliche Ämter übernehmen und ein Übertritt zur katholischen Religion wurde sehr erschwert. Doch es ist auch festzustellen, dass mit den erwähnten Abmachungen die Jurisdiktion des ermländischen Bischofs über die Katholiken im Herzogtum Preußen wieder anerkannt wurde und noch auf das Gebiet des untergegangenen Bistums Samland erweitert wurde. Diese Regelungen bekamen 1617 ihre päpstliche Bestätigung.

Drei mal Krieg mit Schweden

Nachdem das 16. Jahrhundert einigermaßen friedlich verlaufen war, und in dieser Zeit die Wirtschaft und Kultur in Stadt und Land wieder aufgeblüht war, brachte das 17. und 18. Jahrhundert erneut kriegerische Turbulenzen für das Ermland. Zwischen 1626 und 1721 versuchten die Schweden dreimal ihren Machteinfluss im Ostseeraum auszubauen. Im 1. schwedisch-polnischen Krieg (1626-1635) berührte das Kriegsgeschehen den Norden Ermlands. Der 2. schwedisch-polnische Krieg (1655-1660) traf auch den Süden und damit das Kirchspiel Lautern. Wieder kam die Bevölkerung an den Rand des Ruins und Verhungerns. Dazu wurde das Ermland in den Jahren 1625,1627,1630,1656 und 1660 von der Pest heimgesucht. In dieser Zeit lagen wieder viele Bauernhöfe und ganze Dörfer wüst, weil der "schwarze Tod" die Bewohner hinweggerafft hatte. Auch im sogenannten nordischen Krieg (1701-1721) drangen die Schweden 1703 in das Ermland ein, und das bedeutete erneut arge Kriegsbedrängnis für die Bevölkerung. Kein Wunder, dass bei der großen Pest 1708-1711 die Menschen wieder massenweise starben.

Bei den wechselnden Machtverhältnissen kam das Hochstift Ermland für kurze Zeit (1656-1657) unter kurbrandenburgische Herrschaft. In dieser Zeit entstand das "Summarische Verzeichnis des Fürstentums Ermland von 1656", eine Bestandsaufnahme des Hochstiftes.

In den schwedisch-polnischen Auseinandersetzungen litten nicht nur die Menschen; die Schweden entführten auch viele Kunstschätze und ganze Büchereien, die sich noch heute in schwedischen Archiven befinden. Auch im polnischen Erbfolgekrieg (1733-1735) hatte das Ermland unter Truppendurchmärschen und Kontributionen zu leiden. Bei einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Russen und Preußen im Siebenjährigen Krieg von 1756-1763 besetzten die Russen Preußen, um es zu annektieren. Zeitweise hielt sich auch im Schloss Heilsberg eine russische Besatzung auf.

Als letzter polnischer Fürstbischof residierte in Heilsberg Ignatius Krasicki. Er wurde besonders bekannt als polnischer Dichter der Aufklärung und Freund Friedrichs des Großen. Seine Residenz wurde zu einem Musenhof. Viel machten ihm die politischen Wirrnisse zu schaffen. Er musste zwischen den Ansprüchen Preußens und Polens taktieren und sich schließlich dem größeren Druck Preußens beugen. In Marienburg leistete seine Delegation - Carl von Zehmen und zwei Domherren - dem König von Preußen am 28. September 1772 den Treueid.